Wenn sie das Wort „Wallfahrt“ hören, schrecken viele ja eher zurück. Wallfahrten verbindet man zumeist mit pilgern und vor allem die ganze Zeit beten und singen.
Und trotzdem machten sich vom 12. Mai bis zum 14. Mai 2017 über 150 Messdiener aus dem Dekanat Bornheim, zu dem auch Alfter gehört, zusammen mit den Diakonen Martin Sander, Adi Halbach und Reiner Linnenbank, Pastoralreferent Martin Grobe, Stefan Schmitz von der KJA Bonn und Pfarrer Matthias Genster zu einer Messdienerwallfahrt nach Maastricht in den Niederlanden auf. Bei Maastricht denkt man vielleicht auch nicht sofort an ein Wallfahrtsziel, doch der Stadtpatron von Maastricht ist derselbe wie vom Dekanat Bornheim, nämlich der Heilige Servatius. Dieser war der erste Bischof von Maastricht und liegt dort begraben. Zu seinen Ehren wird sonntags nach oder vor dem 13. Mai in Maastricht jedes Jahr eine große Festmesse mit Prozession und Kirmes gefeiert. Anlässlich dieses Festaktes reisten wir nach Maastricht.
Für die sieben Obermessdiener und neun jüngeren Messdiener aus St. Matthäus ging es um 15:30 Uhr in Oedekoven los. Dort fuhr der Bus mit den Messdienern aus der Pfarreiengemeinschaft Alfter in Richtung Sechtem ab, wo weitere Messdiener aus den Seelsorgebereichen Bornheim-Vorgebirge und Bornheim an Rhein und Vorgebirge eingesammelt wurden. Dann ging es mit insgesamt zwei Bussen auf nach Maastricht. Nach einer angenehm kurzen Busfahrt wurden wir vor dem Stayokay Hostel in Maastricht direkt an der Maas abgesetzt.
Als erstes wurden natürlich die Zimmer aufgeteilt. Nachdem alle Zimmerwünsche mehr oder weniger erfüllt worden waren, konnten die Zimmer bezogen werden. Schon bald darauf gab es Abendessen. Nach dem Abendessen trafen sich alle, um sich ein bisschen besser kennen zu lernen. Dazu wurde zuerst das Spiel „Rasender Reporter“ gespielt, wobei jeder Leute finden musste, auf die gegebene Aussagen zutrafen und von denen man dann eine Unterschrift bekam. Dabei entstand natürlich ein ganz schönes Gewusel und alle gaben sich viel Mühe, um der oder die erste zu sein, der alle Unterschriften gesammelt hatte. Im Anschluss daran spielten wir „Maastricht sucht die Superminis“. In Neuner- oder Zehnergruppen sollten vier Begriffe so dargestellt werden, dass die drei Diakone diese, ohne das die Begriffe selbst genannt wurden, erraten konnten, dabei gab es Punkte für die Erratbarkeit und Kreativität. Alle boten lustige und gute Darstellungen, sodass am Ende mit Recht alle als Gewinner mit Süßigkeiten belohnt wurden. Nach einem kleinen Abendgebet ging es für die Jüngeren auch schon ins Bett, denn es war mittlerweile schon nach 22:00 Uhr. Wir Älteren ließen den Abend noch ein bisschen ausklingen.
Der Samstag begann gegen 08:00 Uhr mit einem ausgebreiteten Frühstücksbuffet. Obwohl die Nacht für viele doch eher kurz gewesen war, sahen alle relativ frisch und munter aus. Das lag vielleicht auch an dem schönen Wetter, denn die Sonne schien schon angenehm warm vom strahlendblauen Himmel. Nach dem Frühstück trafen sich alle draußen vor dem Stayokay, um zusammen ein kleines Morgengebet zu halten und zu warten bis ein Schiff uns abholen kam. Mit dem Schiff ging es dann zu den Zonnenberg-Grotten. In vier Gruppen aufgeteilt besichtigten wir die Grotten.
Ein Guide zeigte uns einen kleinen Teil der Grotte. Diese glich eher einer Mine, da dort seit den Römern Mergel abgebaut wurde. Wir sahen viele beeindruckende Wandzeichnungen und Überbleibsel der Maastrichter aus dem Zweiten Weltkrieg wie einen Brunnen, eine Bäckerei und eine Kapelle. Doch auch der Spaß kam nicht zu kurz: zum Beispiel verwandelte unser Guide die Grotte in eine Disko, in der unsere besten Tänzer ihre Tanzkünste zum Besten geben konnten. Doch das Beste kommt ja bekanntlich zum Schluss: Am Ende der Führung konnten alle, die wollten, ein Stück ohne Guide und ohne Lampen gehen. Das war natürlich ein Erlebnis, denn der Boden war uneben und man sah nicht, wo man hinlief und niemand kannte den Weg. Glücklicherweise fanden alle den Weg nach draußen, sodass niemanden verloren ging. Schließlich ging es gemütlich mit dem Schiff wieder zurück Richtung Stayokay, doch wir legten dort nicht an, sondern fuhren weiter bis zum Stadtzentrum.
Dort hatten nun alle in Kleingruppen etwa zwei Stunden Zeit, um shoppen zu gehen, etwas zu essen, auf die Kirmes zu gehen oder zu tun, was auch immer sie machen wollten. Gegen 15:15 Uhr trafen wir uns alle wieder vor dem Eingang der Sint-Servaasbasiliek. Dort konnten wir die Schatzkammer der Kirche anschauen. Da aber bei vielen sich nun die Müdigkeit doch zeigte, saßen viele auch einfach in dem Garten, der zu dem Kreuzgang gehörte, und machten ein kleines Päuschen.
Um17:00 Uhr feierten wir in der Basilika einen eigenen Wortgottesdienst, in dessen Rahmen jeder seinen Fingerabdruck auf einer selbstgestalteten Fahne hinterließ, die am nächsten Tag in der Prozession mitgenommen werden sollte. Danach ging es zu Fuß zurück zum Stayokay, wo das Abendessen schon beinah klar stand.
Nach dem Abendesen trafen wir uns wieder mit allen in unserem Gruppenraum. Dort fand die „Maastricht`s Mini Challenge“ statt. Wieder in Gruppen von neun oder zehn Kindern versuchten diese verschiedene Aufgaben in einem sich selbst gestellten Rahmen zu bewältigen. Schafften sie dies, so gab es dafür Punkte. Auch bei diesem Spiel ging natürlich niemand leer aus, sodass am Ende alle eine Urkunde bekamen. Dann ging es für die Jüngeren nach einem kurzen Abendgebet auch schon wieder ins Bett, denn es war ein langer Tag gewesen und der Sonntag würde sicher auch anstrengend werden.
Der Sonntag begann dann auch schon früh um 07:00 Uhr. Es sollten die Koffer gepackt, die Betten abgezogen und die Zimmer aufgeräumt werden. Um 08:00 Uhr gab es wieder Frühstück. Danach war noch kurz Zeit, um schnell die Zähne zu putzen und die allerletzten Sachen einzupacken. Als das getan war, brachten alle ihre Koffer, Taschen und Rucksäcke zur Aufbewahrung in unseren Gruppenraum. Nun wurden die von zuhause mitgebrachten Messdienergewänder verteilt und angezogen. Als jeder sein Gewand an hatte und auch die Banner und der Weihrauch verteilt waren, stellten wir uns draußen in Zweierreihe auf und gingen so zur Sint-Servaasbasiliek im Stadtzentrum.
Dort warteten wir im Kreuzgang bis zum Beginn der Messe. Schließlich begann die Messe und wir zogen in einer langen Prozession zusammen mit den örtlichen Messdienern, den Priestern, den Diakonen und dem Bischof von Maastricht in Richtung Altar. Wir hatten zu beiden Seiten neben dem Altarraum Plätze. Natürlich war die Messe auf Niederländisch und so für viele schwierig zu verstehen, aber Diakon Reiner Linnenbank las das Evangelium für uns noch auf Deutsch vor und während der Gabenbereitung sagte der Bischof uns auf Deutsch, was er in der Predigt zuvor erzählt hatte. Doch die Messe war relativ schnell vorbei und nun kam der für uns wahrscheinlich spannendste Teil des Tages, nämlich die Prozession durch die Stadt.
Da wir als Messdiener mehr oder weniger am Ende der Prozession gehen sollten, stellten wir uns draußen gegenüber der Kirche auf und konnten fast alle anderen, die in der Prozession mitgingen, an uns vorbeiziehen sehen. Das war eine bunte Mischung von unterschiedlichsten Gruppen. Es liefen verschiedene Bruderschaften und Gilden mit Büsten mit, mehrere Marschkapellen, Vertreter der Armenischen Kirche, die Pfadfinder, die Schützen und noch viele andere Gruppierungen. Schließlich kamen wir Messdiener. Natürlich liefen auch noch die Priester und Diakone und der Bischof mit und trugen die Monstranz durch die Straßen. Die Prozession war deutlich anders, als wir es zum Beispiel von unseren Fronleichnamsprozessionen kennen, sie war weniger besinnlich, sondern eher lebendig und bunt. Der Weg führte von der Sint-Servaasbasiliek durch die Innenstadt zur Basiliek van Onze Lieve Vrouw „Sterre der Zee“.
Entlang des ganzen Weges standen ganz viele Menschen wie an Karneval, um sich die Prozession anzusehen. Am Ende gab es in der Kirche noch den sakramentalen Segen und dann zogen wieder alle aus der Kirche aus. Kurz darauf gingen wir zum Stayokay zurück, wo es noch etwas zu Essen und zu Trinken gab und einige von ihren Eltern abgeholt wurden. Alle anderen fuhren mit den Bussen nach Bornheim zurück, wo die Eltern schon warteten.
Es war auf jeden Fall eine sehr erlebnisreiche Fahrt mit vielen neuen Eindrücken, die man so schnell sicher nicht vergessen wird.